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Warum gehören Märchen zu Weihnachten?

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Es war einmal kurz vor dem Winter, und die ersten Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab. Da saß das Redaktionsteam von 9flats in besinnlicher Runde beisammen und fragte sich mit großen Augen: Warum gehören Märchen eigentlich zur Weihnachtszeit? Lest hier, wie die Geschichte ausgeht.

Ein leckeres Pfefferkuchenhaus aus “Hänsel und Gretel” (Foto von Marit & Toomas Hinnosaar)

Märchenfiguren auf Weihnachtsmärkten, “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” in Dauer-Rotation im TV oder dutzende Märchenbücher in den Auslagen der Buchhandlungen: Märchen gehören zur Advents- und Weihnachtszeit einfach dazu. Nicht nur in Deutschland. Aber warum erleben Märchen der Brüder Grimm oder von Hans Christian Andersen zu Weihnachten einen zusätzlichen Hype?

Manchmal musst du einen Schritt in die Vergangenheit gehen, um Antworten für die Gegenwart zu finden. Gesagt, getan. Deshalb ziehen wir uns Siebenmeilenstiefel an, so wie im Märchen “Der kleine Däumling”, und machen eine Zeitreise ins Deutschland von 1812: Es ist Dezember. Vier Tage vor dem Weihnachtsfest. Jacob und Wilhelm Grimm aus Kassel haben es endlich geschafft.

Nach vielen Jahren des Märchen-Sammelns legen die Brüder am 20. Dezember den ersten Band ihrer “Kinder- und Haus-Märchen” vor. 86 Geschichten, darunter “Aschenputtel” oder “Rotkäppchen”. Gut möglich, dass Exemplare an jenem Weihnachtsfest des Jahres 1812 auch als Geschenke unterm Tannenbaum liegen und am Heiligabend vorgelesen werden. Doch kann dieser Zufall schon eine Tradition begründen?

Es war einmal … Märchenbuch-Illustrationen zu “Rotkäppchen” und “Schneewittchen” (Fotos von crackdog)

Hm, ein anderer Grund könnte sein, dass in einigen Märchen der Brüder Grimm der Winter vorkommt – und Märchen deshalb eher mit der kalten Jahreszeit assoziiert werden. So schüttelt “Frau Holle” ihre Betten aus, damit es auf der Erde schneit. In “Schneewittchen” fallen Flocken wie Federn vom Himmel. Oder Hans Christian Andersen, der dänische Märchendichter, erzählt sogar von “Der Schneekönigin”.

Gut, gut, aber so richtig überzeugt sind wir nicht. Deshalb fragen wir im Hier und Jetzt Künstler – deren Job (oder Leidenschaft) Märchen sind – um zu erfahren, ob und weshalb Märchen auch bei ihnen zu Weihnachten gehören. Vielleicht kommen wir so dem Mythos auf die Spur.

 

Unsere Märchenexperten: Vier auf einen Streich

Daniel setzt Grimms Märchen fotografisch ins Bild (und hat diese auch schon im Auswärtigen Amt in Berlin gezeigt). Rowan entwirft märchenhafte Poster von Disney-Zeichentrick-Klassikern. Ulrike schreibt Märchenbücher, in denen nichts so ist, wie du es erwartest. Und Rick ist besonders von Märchenfilmen fasziniert …

 

“Persönlich glaube ich, dass Märchen nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr Spaß machen, (…). Heute können Menschen über ihre Mobiltelefone, MP3-Player, iPads oder Kindls Märchen lesen und diese einfach auf ihren Reisen mitnehmen. Natürlich sind viele Märchen, vor allem der Brüder Grimm, auch eng mit Weihnachten verbunden: Denke nur an das Lebkuchenhaus in “Hänsel und Gretel” oder an den Namen von “Schneewittchen”. (…) Deshalb glaube ich, dass, obwohl Märchen das ganze Jahr hindurch gelesen werden, sie immer mit Weihnachten verbunden sein werden, und daran ist nichts falsch!”
Rowan Stocks-MooreGrafik-Designer

Märchenhafte Poster von Rowan Stocks-Moore: “Dornröschen”, “Schneewittchen” und “Die kleine Meerjungfrau”

 

“Eigentlich halte ich nicht viel von ‘guten alten Traditionen’. Aber zu Weihnachten … Eine dieser Traditionen sind auch Märchen zur Einstimmung in die Adventszeit. Ich habe Sammelhefte aus den 1970er-Jahren, aus denen mir früher von meinen Eltern vorgelesen wurde. Darin zu stöbern, die Märchen und bunten Illustrationen wiederzuentdecken, stimmt mich auf Weihnachten ein. Und mit meiner Frau habe ich inzwischen eine eigene Tradition angefangen: Wir schenken uns Adventskalender, die aus märchenhaften Fortsetzungsgeschichten bestehen. (…)”                                                                     Ulrike Nolte, Märchen-Autorin

 

“Traditionell gehören die Märchen für mich schon zu Weihnachten und rufen bei mir auch diese Gefühle hervor. Aber dennoch sind sie zeitlos, und als Kind habe ich sie das ganze Jahr über gelesen und auch in meiner Fantasiewelt gelebt – das tue ich manchmal auch heute noch. Da waren und sind die Märchen sehr lebendig. Heute als Erwachsener begreife ich die Märchen bewusster und verstehe, dass sie damals wie heute Ängste und Moralvorstellungen unserer Gesellschaft widerspiegeln. Daher sind Märchen doch eher etwas für Erwachsene als für Kinder.”
Daniel M. Schmude, Fotograf

  

“Rapunzel”, “Rumpelstilzchen” und “Der gestiefelte Kater”: Daniel M. Schmude fotografiert Märchen erotisch

 

“Für mich als großen Märchenfilm-Fan gehören zu Weihnachten natürlich Märchenfilme. Ohne sie wäre Weihnachten nur halb so märchenhaft. (…) Viele schauen sich ja den DEFA-Klassiker “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel” an. Und weil gerade dieser Film noch dazu im Winter spielt, passt er doch perfekt in die Weihnachtszeit. (…)”

Rick Krawetzke von Märchenfilm.info

 

 

Märchenhafte Unterkünfte

Dornröschen schläft ihren (unfreiwilligen) 100-jährigen Schlaf in einem Schloss. Rumpelstilzchen findet sein Zuhause in einer eher sporadisch eingerichteten Hütte. Pocahontas macht es sich lieber in einem Zelt bequem. Und Aladin und seine Prinzessin Jasmine triffst du im Palast aus 1001 Nacht. Übernachte doch einmal selbst wie eine Märchenfigur! Hier sind unsere Favoriten:

  1. Dornröschens Schloss: Montboucher-sur-Jabron, Frankreich
  2. Rumpelstilzchens Hütte: Dolencice, Slowenien
  3. Pocahontas’ Zelt: Powys, Wales
  4. Aladins und Prinzessin Jasmines Palast: Dubai, Vereinigte Arabische Emirate
  5. Des Kleinen Däumlings Siebenmeilenstiefel: Nelson, Neuseeland

Hier findest du noch mehr Schlösser, Hütten, Zelte und Paläste.

 

Hier findest du unsere Tipps fur die schönsten Weihnachtsmärkte, ein leckeres Entenrezept und Zufluchten für Weihnachtsmuffel >

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Written by , November 6, 2012