Berlin und die lästigen Touristen | 9flats.com Blog

Meinung: Berlin und die lästigen Touristen

Während immer mehr Berliner in der Tourismusbranche ihr Geld verdienen und Urlauber aus aller Herren Länder das Stadtbild positiv prägen, ist das vielen ein Dorn im Auge: Touristen seien laut, nur auf Party aus und – unerhört – haben eine Alternative zum Hotel entdeckt!

Berlin, du bist so wunderbar!

Berlin ist Trendstadt, Weltmetropole und für einen Kurzurlaub der Deutschen liebstes Reiseziel. Berlin pulsiert und übt eine besondere Anziehungskraft auf Gäste aus aller Welt aus, die von der Atmosphäre gepackt und nicht wieder losgelassen werden. Viele der Touristen kommen wieder. Damit hat sich Berlin Platz 3 der beliebtesten Reiseziele Europas erarbeitet. 2011 hat die Stadt einen Umsatz von 10,31 Milliarden Euro durch Tourismus eingenommen! Davon profitieren Dienstleister, Handel und die Gastronomie. Immer mehr Berliner leben daher direkt oder indirekt vom Tourismus. Die Touristen sind einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren und größten Einnahmequellen für die Stadt.

Viele Reisende sind dem herkömmlichen Tourismus jedoch überdrüssig und suchen nach Entdeckungen jenseits der ausgetretenen Pfade. Vor diesem Hintergrund erfreuen sich von privat an privat vermietete Wohnungen immer größerer Beliebtheit. Nach einer Studie von immobilienscout24 und 9flats kann sich zudem jeder vierte Berliner vorstellen, seine Wohnung zeitweise an Touristen zu vermieten. Angebot und Nachfrage ergänzen sich daher perfekt.

Intolerante Angriffe gegen Touristen

Doch wenn man der aktuellen Presse glauben mag, können offenbar nicht alle Berliner dieser Entwicklung Positives abgewinnen. Immer wieder bin ich in den vergangenen Monaten über Artikel gestolpert, die von lärmenden und Müll in die Stadt schwemmenden Touristen berichten. Es wird über die internationalen Gäste geschimpft! Was früher das Feindbild des Schwaben am Prenzlauer Berg war, ist heute der Amerikaner! Der Groll richtet sich insbesondere gegen jene, die für ihren Aufenthalt eine privat gemietete Wohnung dem Hotel vorziehen. Hintergrund dieser Angriffe ist die angespannte Wohnungssituation in einzelnen Bezirken Berlins. Auf Druck der Anwohner, die sich der explodierenden Mieten zu erwehren versuchen, schlagen einzelne Politiker scheinbar einfach umzusetzende Lösungswege für tiefgreifende Probleme der sich stetig wandelnden Metropole vor.

Ich finde es dramatisch, wenn sich aufgrund dieser Scheinaktionen der Blickwinkel auf diese komplexe Thematik plötzlich verschiebt und der Eindruck entsteht, dass damit echte Abhilfe für die Anwohner geschaffen werden könne. Auf diesem Weg setzen jene Politiker eine bereits seit Jahren fehlgeleitete Wohnungspolitik nur mit anderen Mitteln fort. Der Mangel an erschwinglichen Mietwohnungen in einzelnen Bezirken wird zum Politikum. Es ist nur leider „offenkundig, dass mit milieuschutzrechtlichen Mitteln die Mietpreisentwicklung nicht aufgehalten bzw. nur ganz marginal beeinflusst werden kann“, so  zum Beispiel Tilo Krause, Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht. Dennoch, jeder Tourist, der eine Ferienwohnung dem Hotel vorzieht, wird zum Feind und das coole Image einer Weltstadt wird rissig.

Erst kürzlich äußerte der Senator für Stadtentwicklung, Michael Müller (SPD) gegenüber der TAZ: „Für unsere Feriengäste haben wir genügend Unterbringungsmöglichkeiten in Hotels, Pensionen und Hostels“. Das dies eben gerade nicht den Wünschen vieler Berlin-Besucher entspricht, scheint dabei keine Rolle zu spielen. Ebenso wenig die Tatsache, dass ein Großteil der Berlin-Gäste wenig mit dem oftmals propagierten Partyvolk gemein hat.

Tourismus ist Chance, kein Feindbild

Die steigenden Mieten bringen erst viele Leute auf die Idee, freistehenden Wohnraum an Urlauber, Geschäftsreisende und Touristen tage- und wochenweise zu vermieten. Denn so lassen sich Mietkosten einsparen. Möglich ist ihnen das Dank der globalen Übernachtungsmarktplätze wie 9flats.

Auch für die Gäste lohnt sich das: Sie finden günstige und vor allem authentische Übernachtungsmöglichkeiten. Laut einer Studie zahlt ein Berlin-Besucher im Schnitt 204,70 Euro am Tag, inkl. Übernachtung. Wer für die Übernachtung weniger zahlen muss, hat am Ende mehr in der Urlaubskasse. Von diesen zusätzlichen Euros profitiert die gesamte Stadt, vom Bäcker um die Ecke bis hin zur Boutique am Kudamm. Ein günstigeres Übernachtungsangebot stärkt somit zusätzlich den Wirtschaftsfaktor Tourismus.

Berlin sollte seine Touristen mit offenen Armen empfangen, statt ihnen mit Intoleranz oder gar Fremdenfeindlichkeit zu begegnen. Mit Recht dürfen die Berliner stolz darauf sein, dass ihre Stadt wie ein Magnet Menschen aus aller Welt anzieht. Wenn diese Besucher nun Berlin aus einer Perspektive jenseits der herkömmlichen Hotels erleben wollen und können, sollte man ihnen dies nicht verwehren.

Written by , April 22, 2013