Lúcias Lissabon: Insider-Reiseführer über Europas coolste Stadt (Teil 2) | 9flats.com Blog

REISE-TIPPS

Lúcias Lissabon: Insider-Reiseführer über Europas coolste Stadt (Teil 2)

 

Seit ein paar Monaten arbeitet Lúcia im 9flats-Team. In dieser Zeit hat sie uns viel von ihrer ‘adoptierten’ Heimatstadt Lissabon erzählt. Auch wir haben uns jetzt in Lissabon verliebt und Lúcia einfach gefragt, ob sie nicht einige ihrer Geheim-Tipps zu dieser lebendigen (und leider oftmals übersehenen) Stadt mit uns teilen könnte.

Lest jetzt den zweiten Teil ihres Blogs: Vom melodramatischen Charakter des Fado-singenden Lissabon

Tag 2: ‘Desgarrada’ zu 3: Bairro Alto, Mourario und Alfama, die Fado-Viertel.

Auf einen Blick…
1. Pão de Canela: mit dem leckersten Frühstück in den Tag starten
2. Ás de Espadas: der beste Retro-Laden in der Stadt
3. Cantinho das Gaveas: für ein traditionell portugiesisches Mittagessen
4. Fado museum: um alles über ‘Saudade’ zu lernen

Oh weh! Oh weh! Wie sehr vermisse ich das Bairro Alto und die Zeit, in der ich dort gelebt habe. Bairro alto, Mouraria, Alfama … wo Fado Vadio mit Severa in den dunklen Gassen der Viertel Bagaço trinkt. Aber jetzt … Shhhhhh! Silencio, que se vai cantar o fado!


Wo das Schicksal des Landes bestimmt wird

Heute werden wir einen großen Spaziergang machen, denn wir besuchen drei traditionelle Fado-Viertel. Lasst uns dort anfangen, wo wir letztes Mal stehen geblieben sind: Cais do Sodré.

Lasst uns durch die Straßen laufen … bis wir das Bairro Alto erreichen. Auf dem Weg dorthin werden wir auch durch die Viertel St. Bento und Príncepe Real laufen. Haltet Ausschau nach kleinen Details, denn Lissabon besteht aus vielen kleinen Details und Überraschungen.

St. Bento ist ein wunderschönes Viertel voller kleiner Überraschungen. Schaut mal durch einige Türen – beschämend! Hier machen das alle! Daher haben wir Vorhänge vor den Fenstern! Und ihr werdet sehen, dass sich hinter diesen, noch weitere Türen verbergen. Denn was wie ein ganz normales Gebäude aussieht, ist eigentlich ein typischer Innenhof des 19. Jahrhunderts – Pátio nennen wir sie – oder Arbeiterdorf. In Alfama können wir später einige davon besuchen.

Es ist Zeit für ein leckeres Frühstück im Pão de Canela in der wunderschönen Praça das Flores. Esst ein galão und eine torrada com manteiga. Danach könnt ihr euch gerne auch ein Stück Kuchen gönnen. Irgend eines. Ich verspreche, dieses Café hat wirklich nur wunderbar leckere. Könnt ihr die Vögel hören?!

Und auf geht’s nach oben! Durch die São-Bento-Straße. Hier finden wir viele Antik-Läden, Cafés und Restaurants – lasst uns durch diese Straße gehen, damit ich euch das Haus von Amália Rodrigues zeigen kann, die Königin des Fados und eines seiner wichtigsten Symbole. Ich weiß noch wie ich 1993 zu einer Studenten-Demonstration nach Lissabon gereist bin und sie dort auf ihrem Balkon sah. Die Studenten sangen ihr eine Serenade. Wie sie lächelte und winkte. Heute ist dieses Haus ein Museum.

Lauft weiter. Bald werden wir im Garten von Princepe Real ankommen. Hier findet ihr einen ganz, ganz alten Keller und wir werden einen sehr schönen geheimen Ort besuchen. Er heißt Mãe d’Água (Mutter des Wassers) und ist ein Teil des komplexen Wasserversorgung-Systems des Aqueduto das Águas Livres  (Aquädukt des freien Wassers), das im 18. Jahrhundert gebaut wurde, um die Stadt mit Wasser zu versorgen. Geht runter. Erholt euch. Spürt die Kraft des laufenden Wassers. In der Nähe ist noch ein Mãe d’Água, das vor Kurzem in ein nettes Restaurant umgebaut worden ist: Chafariz do Vinho.

Design und Tradition: das neue Herz des Bairro Alto

Lasst uns noch ein bisschen weiter laufen und in die dritte Straße rechts einbiegen. Willkommen im Bairro Alto. Ja, dieses Viertel hat zwei Gesichter: tagsüber eher traditionell und bodenständig, nachts dann sehr trendy und verrückt.

Wir sind am richtigen Ort, um shoppen zu gehen und originelle Geschenke zu finden. Hier gibt es viele verschiedene Läden: Klamottenläden, Tattoo-Studios, Friseur- und Schuhläden. Ich bin ein Fan von Retro-Sachen – und netten, einfachen Leuten, die solche Dinge verkaufen. Im Ás de Espadas gibt’s beides. Die beiden Inhaber Tiago und Bruno werden euch herumführen. Und die tollen Retro-Artikel gibt es hier auch noch zu Retro-Preisen. Als wir einmal unter uns waren, haben sie mir verraten, dass sie ihre Ware auf Anfrage auch in den Rest Europas verschicken. Tolle Rabatt-Aktionen haben sie auch.

Lasst uns in einem wunderbaren Restaurant zu Mittag essen: Cantinho das Gaveas. Ich schlage euch den Octopus ‘à Lagareiro vor. Er schmilzt in eurem Mund – und der Knoblauch mit Oliven-Öl. Himmlisch! Während ihr auf euren Tintenfisch wartet, probiert mal den kleinen weißen Käse auf dem Vorspeisen-Teller. Eine Prise Salz, eine Prise Pfeffer. Schmeckt leicht und lecker. Vergesst nicht euren Bica am Ende der Mahlzeit!

Ai Mouraria Da velha rua da Palma Onde eu um dia Deixei presa a minha alma

(eine Zeile aus einem meiner Lieblings-Fado-Lieder)

Wir müssen die Leckereien in unserem Magen ein bisschen verdauen, oder nicht? Lasst uns den Hügel runter laufen nach Mouraria einem der ältesten Viertel Lissabons. Im Jahr 1147 verbannte unser erster König D. Afonso Henriques die Mauren in diesen Stadtteil, und dort blieben sie auch nach den Belagerungen von Lissabon.

Rua do Capelão ist die Straße, in der unsere erste Fado-Ikone geboren ist: Maria Severa Onofriana. Diese Straße und Severa sind häufige Themen in Fado-Liedern. Als ob es nicht genug wäre nur einen Fado-Star in diesem Viertel zu haben, ist auch die einmalige Mariza hier geboren. Wollen wir uns hier ein bisschen umsehen?

Heutzutage ist dies eine von Lissabons Multikulti-Ecken. Mouraria ist eine noch traditionelle Gegend, in der sich alt-bekannte Fado-Häuser, Tavernen und lokale Clubs gleich neben chinesischen und indischen Läden befinden.

Isabel, das Origami-Mädchen

Zeit, um weiter zu gehen, Leute. Bewegt eure Füße nach Alfama – und verliert euch! Das meine ich im Ernst! Nicht denken! Geht eine Treppe hoch, eine andere runter, links, rechts, nicht denken, einfach nur fühlen. Wie ich vorher schon erzählt habe, könnt ihr in Alfama drei Pátios finden. Denkt ihr, dass ihr sie auch ganz ohne meine Hilfe findet? Lasst es mich wissen und schickt mir ein paar Bilder. Einen kleinen Hinweis gebe ich euch, ich verrate euch die Namen und Adressen. Irgendwo.

Verliert euch in der Melodie von Alfama

Wenn wir noch ein bisschen weiter gehen, den Hügel hinauf, kommen wir am Kloster von São Vicente de Fora an. Hier schlafen einige unserer Könige. Geht sie ruhig besuchen und fühlt euch frei, die Treppen hoch zu klettern, um von dort oben den atemberaubenden Blick auf die Stadt zu genießen.

In der Straße neben dem Kloster entdeckt ihr einen netten traditionellen Flohmarkt, dessen Ursprung bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Ja, ich weiß, er steht in jedem Touristenführer beschrieben. Aber steht da auch etwas über Isabel? Ich glaube nicht! Auf der Feira da Ladra findet ihr ihren süßen Designer-Laden, Amores de Tóquio, und die einzigartigen Sachen die Isabel aus Origami faltet.

Amores de Tóquio ist das Wunderland des Fashion Designs

Um unseren zweiten Tag zum Ausklang zu bringen, lasst uns in das wunderbare Fado-Museum gehen. Nach eurem Besuch dort, erforscht mal euren Saudade und, mit ein bisschen Glück, werdet ihr während eures Abendessens im Museum-Restaurant ein bisschen Fado-Musik live hören. Wenn das nicht klappt, könnt ihr ins A Baiúca gehen. Dort werden sie euch mit anderen Gruppen an einen Tisch setzen. Eine schöne Art, um Einheimische kennen zu lernen, stimmt’s?

Meine Lieben, es ist Zeit schlafen zu gehen. Lasst uns in Alfama träumen. Ich wette, dass ihr im House of Crows wie Engel schlafen werdet.

Verliert euch nicht! Folgt der Karte
(Foto: Museu da Cidade)

Es gibt mehr als 100 Plätze, von denen ich euch erzählen könnte. Wenn ihr meine geheime Lissabon-Route anklickt, werdet ihr einige davon finden.

Viel Spaß und bis nächste Woche!

Beijinhos e abraços!

S: Schaut euch auch die neuen Fotos auf meiner Lissabon-Pinnwand auf Pinterest an. Vergesst nicht uns zu folgen: 9flats on Pinterest.

Verpasst nicht… Tag 1: Pikante, geheimnisvolle, appetitliche Innenstadt

Written by , July 9, 2012